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Selbstregulierung neurobiologisch erklärt und ihr Zusammenhang zu dysregulierten Nervensystemen.

corinahandler

Aktualisiert: 10. März


Selbstregulierung ist die Fähigkeit, innere Zustände wie Emotionen, Erregung und Stress so zu steuern, dass ein Gleichgewicht im Nervensystem erhalten bleibt. Sie ist essenziell für psychische und körperliche Gesundheit, soziale Interaktionen und die Stressbewältigung. Neurobiologisch basiert die Selbstregulierung auf der Funktion des autonomen Nervensystems, der Rolle der Spiegelneuronen, der neuronalen Plastizität und der Integration verschiedener Gehirnregionen.

Das autonome Nervensystem als Basis der Selbstregulierung

Das autonome Nervensystem (ANS) reguliert unbewusst lebenswichtige Körperfunktionen und ist maßgeblich an der Stressverarbeitung beteiligt. Es besteht aus zwei Hauptsystemen:

  • Der Sympathikus aktiviert den Organismus und bereitet ihn auf Herausforderungen vor (Kampf-oder-Flucht-Reaktion). Er steigert die Herzfrequenz, erhöht die Durchblutung der Muskulatur und setzt Energiereserven frei.

  • Der Parasympathikus ist für Entspannung und Regeneration verantwortlich. Durch den ventralen Vagusnerv (Teil des parasympathischen Systems) wird soziale Interaktion, Erholung und Verdauung gefördert.

Eine gesunde Selbstregulierung zeichnet sich durch eine flexible Balance zwischen diesen beiden Systemen aus, sodass sich der Körper an wechselnde Umweltbedingungen anpassen kann.


Die Rolle der Spiegelneuronen in der Selbstregulierung


Spiegelneuronen sind spezialisierte Nervenzellen, die aktiviert werden, wenn wir eine Handlung selbst ausführen oder bei anderen beobachten. Sie spielen eine entscheidende Rolle in der Co-Regulation – der Fähigkeit, sich über soziale Interaktion zu beruhigen oder zu aktivieren.

  • Soziale Resonanz: Säuglinge lernen Selbstregulierung durch die Interaktion mit feinfühligen Bezugspersonen. Sie übernehmen über die Spiegelneuronen deren emotionale Zustände und beginnen, eigene Regulationsmechanismen zu entwickeln.

  • Empathie und soziale Anpassung: Erwachsene nutzen Spiegelneuronen unbewusst, um emotionale Zustände anderer zu erkennen und darauf zu reagieren. Dies fördert die soziale Kohärenz und kann stabilisierend auf das Nervensystem wirken.

Fehlende oder dysfunktionale Spiegelung (z. B. durch traumatische Erfahrungen oder unsichere Bindungen) kann dazu führen, dass die Fähigkeit zur Selbstberuhigung unzureichend entwickelt wird..


Neuronale Plastizität und Selbstregulation


Neuronale Plastizität bezeichnet die Fähigkeit des Gehirns, sich durch Erfahrungen und Lernprozesse strukturell und funktionell zu verändern. Diese Eigenschaft spielt eine wesentliche Rolle bei der Entwicklung und Wiederherstellung der Selbstregulationsfähigkeit:

  • Erfahrungsabhängige Veränderung: Wiederholte Erfahrungen, insbesondere in der frühen Kindheit, prägen die neuronalen Netzwerke, die für Emotionsregulation und Stressbewältigung verantwortlich sind.

  • Therapeutische Plastizität: Selbstregulation kann durch gezielte therapeutische Maßnahmen gefördert werden. Achtsamkeitstraining, Körpertherapie oder gezielte Atemtechniken stärken neuronale Verbindungen im präfrontalen Cortex und verbessern die Stressverarbeitung.

  • Reparatur nach Traumata: Negative Erfahrungen oder chronischer Stress können die Selbstregulation beeinträchtigen, doch dank der neuronalen Plastizität kann das Nervensystem sich regenerieren. Neue, positive Erfahrungen können alte, dysfunktionale Muster überschreiben und eine flexiblere Reaktion auf Stress ermöglichen.


Das Gehirn und die Selbstregulation


Die Fähigkeit zur Selbstregulierung beruht auf der Integration mehrerer Gehirnregionen:

  • Der Präfrontale Cortex (PFC): Diese Gehirnregion ist für Impulskontrolle, Entscheidungsfindung und Emotionsregulation verantwortlich. Ein gut entwickelter PFC hilft, Stressreaktionen bewusst zu steuern.

  • Das limbische System: Dazu gehören die Amygdala (Emotionsverarbeitung) und der Hippocampus (Erinnerungen). Während die Amygdala auf Bedrohungen reagiert, moduliert der Hippocampus diese Reaktionen durch bewusste Erfahrung.

  • Der Vagusnerv: Als Verbindung zwischen Gehirn und Körper reguliert er Entspannungsreaktionen und fördert Sicherheit und soziale Interaktion.

Ein gut vernetztes Zusammenspiel dieser Systeme ermöglicht es, auf Stress flexibel zu reagieren, sich zu beruhigen und emotionale Zustände in Balance zu halten.


Die Polyvagal-Theorie und das soziale Engagement-System


Die Polyvagal-Theorie von Stephen Porges beschreibt, wie der Vagusnerv unsere Fähigkeit zur Selbstregulation beeinflusst. Er unterscheidet drei physiologische Zustände:

  1. Soziale Verbundenheit: Aktivierung des ventralen Vagus fördert Entspannung, Sicherheit und soziale Interaktion.

  2. Kampf-oder-Flucht: Dominanz des Sympathikus führt zu Erregung und mobilisiert den Körper für Handlung.

  3. Erstarrung/Reaktionslosigkeit: Aktivierung des dorsalen Vagusnervs führt zu Immobilisation, wie sie bei traumatischen Erlebnissen auftreten kann.

Menschen mit gut entwickeltem sozialen Engagement-System können auf Stresssituationen angemessen reagieren und sich über soziale Interaktionen beruhigen.

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Mag.a Corina Handler-Thonhauser

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